Labmagenoperation 1
Die Behebung der linksseitigen Labmagenverlagerung (LMV) erfolgte bei uns einige Jahre lang standardmäßig nach der Methode Grymer/Sterner durch Wälzen der Kuh, Punktion und Fixation des Labmagens in physiologischer Lage. Dazu wird die Kuh, nach Drenchen von ca. 20-30 Liter Wasser mit verdauungsfördernden Substanzen, durch eine intravenöse Injektion sediert, auf dicker Stroheinstreu oder weicher Erde in rechte Seitenlage verbracht und auf den Rücken gewälzt. Der gashaltige Labmagen wird in seine anatomisch richtige Position gebracht, mittels eines schmalen Trokars zweimal punktiert und austretendes Gas und Flüssigkeit auf Herkunft aus dem Labmagen untersucht. In beide Punktionsstellen wird je ein spezieller Haltefaden mit kleinem Metallstab am Ende eingebracht, welche miteinander verknotet den Labmagen in seiner Lage fixieren. Danach wird neben einer Schmerztherapie eine Therapie des gestörten Stoffwechsels sowie der zugrunde liegenden Auslöserkrankheit durchgeführt. Meistens geht es der Kuh schon am nächsten Tag deutlich besser, was sich in steigender Futteraufnahme, Milchleistung und Wohlbefinden äussert. Diese Variante der Behebung der linksseitigen LMV hatte sich ab 2003 in unserer Praxis auf Grund ihrer Schnelligkeit, Unkompliziertheit, minimalen Gewebeschädigung und schnellen Genesung der Patienten durchgesetzt.
Labmagenoperation 2
Geburtshilfe bei verdrehter Gebärmutter
Auf Grund der zunehmenden Größe der Milchkühe ist bei einer zu Geburtsbeginn verdrehten Gebärmutter in den meisten Fällen eine manuelle Rückdrehung nicht möglich. Vor allem bei erst beginnender Geburt mit noch intakter Fruchtblase ist es für den weiteren Geburtsverlauf wichtig, diese zu schonen, damit sie den Muttermund optimal dehnen kann. Deshalb wird bei uns in den meisten Fällen nicht das Kalb in der Kuh, sondern die Kuh um das Kalb gedreht, damit die Gebärmutter in ihre richtige Lage zurückkehrt. Dazu wird ähnlich wie bei der Behebung der linksseitigen LMV die Kuh auf die entsprechende Seite abgelegt, das Kalb durch den Tierarzt in seiner Lage fixiert und die Kuh langsam über den Rücken auf die andere Seite gewälzt. In den meisten Fällen genügt ein einmaliges Wälzen, um das Geburtshindernis zu beseitigen, die Prozedur kann aber auch notfalls mehrmals wiederholt werden. Ist die Verdrehung behoben, so ist ein physiologischer Geburtszustand wiederhergestellt und die Kuh kann in Ruhe, aber unter intensiver Überwachung, ihr Kälbchen bekommen.
Endoskopische Labmagenoperation nach Christiansen
Endoskopische Operation des nach links verlagerten Labmagens am stehenden Tier (Janowitz-Operation modifiziert nach Christiansen)
Vor der Operation wird die Diagnose kurz überprüft und routinemäßig eine Blutuntersuchung auf Ketonkörper durchgeführt. Nach Rasur, Reinigung und Desinfektion der Zugangsstellen erfolgt das Anlegen eines Pneumoperitoneums mit einem 8mm-Magnetventiltrokar in der linken Hungergrube. Durch diesen Trokar wird das Endoskop zu einer kurzen Inspektion der Bauchhöhle eingeführt. Der geblähte Labmagen ist zwischen Bauchwand und Pansen meist gut sichtbar. Unter Sichtkontrolle wird mit einem Togglesetztrokar ein zweiter Zugang im letzten Zwischenrippenraum gelegt. Mit diesem ca. 30 cm langen Trokar wird der Labmagen an seiner höchsten Stelle punktiert und sofort ein Toggle (etwa 4 cm langer Stahlstift mit zentral befestigtem 80 cm langem Doppelfaden) eingeführt. Anschließend erfolgt die Entgasung des Labmagens über den Togglesetztrokar, bis das Organ so weit nach unten sinkt, dass der Labmagen nicht mehr sichtbar ist. Die Fadenenden werden mittels einer Klemme fixiert, damit sie nicht in die Bauchhöhle zurückgleiten können. Anschließend wird unter endoskopischer Sichtkontrolle ein dritter Zugang mit einem 13 mm-Trokar unterhalb des zweiten Zugangs im letzten oder vorletzten Zwischenrippenraum gelegt. Durch diesen Trokar wird eine Fadenholersonde (Spieker nach Christiansen) in die Bauchhöhle eingeführt. Diese Sonde wird zwischen Peritoneum und Labmagen bzw. Pansen innen an der Bauchwand nach unten geführt und an der richtigen Stelle positioniert. Dann wird ein spitz angeschliffener und mit einem Nadelöhr versehener Mandrin (Lanzette) durch das Lumen der Sonde von innen nach außen durch die Bauchwand gestochen. Eine Hilfskraft fädelt einen ca. 1 m langen chirurgischen Hilfsfaden durch das Öhr des Mandrins. Der Mandrin wird in die Sonde zurückgezogen und der lange Faden durch langsames Herausziehen des ganzen Instrumentes von der unteren Bauchwand bis zum Zugangstrokar geführt. Aus diesem Trokar hängen jetzt 3 Fäden, die miteinander verknotet werden. Nun wird an dem an der unteren Bauchwand heraushängendem Hilfsfaden vorsichtig gezogen, bis sich der Labmagen an der richtigen Stelle an der Bauchwand befindet. Dort wird der Labmagen mittels einer außen mit den Togglefäden vernähten Mullbinde fixiert. Anschließend werden die Luft und die Zugangstrokare aus der Bauchhöhle entfernt. Die kleinen Hautwunden werden vernäht. Danach wird neben einer Schmerztherapie eine Therapie des gestörten Stoffwechsels sowie der zugrunde liegenden Auslöserkrankheit durchgeführt. Meistens geht es der Kuh schon am nächsten Tag deutlich besser, was sich in steigender Futteraufnahme, Milchleistung und Wohlbefinden äußert. Diese Variante der Behebung der linksseitigen LMV hat sich in unserer Praxis im Jahr 2012 auf Grund des nicht mehr nötigen medikamentellen Ablegens der Kuh, der genauen Operationstechnik unter direkter Sichtkontrolle und Beurteilung des Bauchraumes, ihrer minimalen Gewebeschädigung und schnellen Genesung der Patienten durchgesetzt. Die meisten Kühe fangen schon während der Operation wieder an zu fressen.